Gedanken im Advent 3 – Zeit – für eine Stunde

Manchen Fotoabenden geht der Geruch der Langeweile voraus. Oft ist nicht klar, wieviel können Sie zeigen in einer Stunde und natürlich auch was. Da hilft ein Erlebnisfaden, kurz skizziert auf einem Blatt mit Anfang, wichtigen Stationen und auch einem Schlußpunkt! Einfache Bilder hintereinander kann man gut gewillt vielleicht 100 Stück anschauen, in Bilderfolgen, situativen und thematisch zusammenhängenden Kleinstserien vielleicht 150 und je nach Gestaltungskunst vielleicht 200. Ob kürzer oder länger, an eine Grenze stoßen Sie leicht, wenn Ihre Fotoshow nur eine Aufreihung ist, aber keine Geschichte mit Handlungsfaden. Wir Zuschauer und Zuhörer wollen doch Ihre Geschichte  nacherleben und noch besser, wenn sie so spannend ist, daß wir die Zeit vergessen, noch einmal miterleben.

Lebenszeituhr von Prag

Lebenszeituhr von Prag

So entstehen zwei Arten von Stunden, die eine wirklich erlebte draußen in der Welt, die mit 60 Minuten mal 60 Sekunden. Diese Stunde ist heiß und atemberaubend, die Sternstunde, von der schon Stefan Zweig einige so treffend beschrieben hat und die unser Leben ändert. Und dann die andere Stunde, die auch 60 Minuten enthält, aber mehr noch, die eine Reise, ein großes Ereignis, ein Jahr, ein Leben enthält, komprimiert in einigen Sekunden pro Bild, mit Musik und herrlich subjektiv. Die Stunde, in der Sie wie durch ein vorbeiziehendes Fenster in Ihr Leben schauen lassen, nur für kurze Zeit – für eine Stunde.

Fragen Sie sich manchmal, was Sie in einer Stunde alles machen könnten? Je nachdem, wo Ihr Standort auf der Lebenslinie gerade ist, da werden es mehr die rauschenden, die glückeinsaugenden Stunden da draußen in der Welt sein, oder später eher die reflektierenden, resümierenden Stunden, in denen Sie übers Leben nachdenken, über das, was war und nun noch kommen kann. Was bleibt, das sind die wenigen Stunden am Ende des Lebens, die prall vor Erlebnissen z.B. in einer Diashow kondensieren. Freuen Sie sich, daß Sie davon noch so unendlich viele vor sich haben. Freuen Sie sich auf das Fortziehen, über Ihr Ankommen, und mehr noch, auf das Wiederkommen. Und wenn Sie alt sind, dann freuen Sie sich, wenn Sie davon schon so viele erlebt haben, daß sie sich in Diashows gegossen erzählen lassen, daß Ihr Leben in den besonderen Stunden wie in einem Lebenszeitraffer des Erzählens wert ist.

Ein paar besinnliche Stunden in den Zeiten des Advents wünscht Ihnen

Jörg Binas

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